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Jane Bee verrät im Interview, wie ihr dufte Lyrics schreibt
Wenn mich 2015 ein Reggae Artist überrascht hat, dann war es Jane Bee aus Leipzig. Original Deejay im 80er Jahre Stil. Gut, ich habe sie nicht sofort geliebt, aber sie mir sehr schnell lieb gehört.
Deshalb habe ich Kontakt aufgenommen und mal gefragt, wie sie zum Reggae gekommen ist, wie man so ein richtig dufter Deejay bzw. eine Deejane wird und natürlich habe ich sie über ihr Demo Tape ausgefragt.
Mehr lest und hört ihr im nachfolgenden Interview (+ 4 Deejay Tipps für den Nachwuchs).
Der klassische jamaikanische Werdegang ist: Schallplatten von Papa, Kirchenchor, Soundsystem, Studio. Wie bist du zur Musik gekommen?
Jane Bee: In meiner frühen Kindheit hat meine Ma viel Musik mit mir gehört. Mit so 5, 6 Jahren hab ich dann das Radio übernommen und angefangen meine ersten Mixtapes aufzunehmen. Später habe ich regelmässig meine Familie und Freunde damit versorgt.
Mit 14 hab ich meine ersten Schallplatten gekauft. Anfang 20 bin ich mit Reggae in Berührung gekommen und damit, wie ein Sound funktioniert. Wenig später habe ich selber angefangen aufzulegen. Als ich 36 war, stand ich das erste Mal im Studio, um zu Voicen.
Von 2004 bis 2009 hattest du einen Plattenladen namens Saba Records. Warst du dort schon auf Reggae spezialisiert?
Ja, definitiv.
In deiner Biografie steht, dass du Musik seit 2012 ernster nimmst. Warum?
Musik habe ich schon immer ernst genommen. In meiner Bio steht, dass ich 2012 angefangen habe, meine Mic Skills und mich als MC ernst zu nehmen.
Wie unterscheidet sich das „vor 2012“ und „ab 2012“ bei dir?
Dass ich seitdem selber Artist bin. Mit allem Möglichen, was dazu gehört.
Hast du im Zuge dessen auch Gesangsunterricht oder Stimmentraining genommen – oder kommt das alles natürlich?
Nope. So wie es ist, kommt es natürlich aus mir heraus. Disrupt von Jahtari hatte mir am Anfang auch eher von Gesangsunterricht abgeraten, damit mein Style nicht so glattgebügelt wird. Mein Mentor Sassafrass (Black Scorpio DJ & original Horseman) hat gesagt, dass er mir im Grunde nicht wirklich helfen kann, da mein Style schon unique ist.
Ich ziehe für die Zukunft Gesangsunterricht und Stimmtraining in Betracht, damit ich mit den hohen Tönen mehr machen kann.
In Deutschland leben vor allem moderner Roots Reggae und Dancehall. Dich hingegen zieht es mehr in die 80er Jahre. Was magst du an der Ära?
Es sind die Vibes aus dieser Ära, authentisch und deep. Der Umbruch in die digital Ära, die ersten digitalen Riddim. Ich liebe die Artists und ihren Style zu dieser Zeit, die Soundclashs. Es ist einfach Killer, wenn zum Beispiel Nicodemus anfängt über die ShopKeeper Daughter zu chatten oder Super Cat loslegt Shot I Country zu freestylen.
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Jane Bee präsentiert Original Style (Foto: Manja Kendler)
Mir gefällt an der Zeit damals vor allem, dass Stil meist über Inhalt ging. Heutzutage wird hingegen sehr hochtrabend und inhaltsschwer getextet. Stil ist eher in den Hintergrund gerückt. Wie siehst du das?
Die 80er, das war eine ganze Ära. Heute existieren eher einzelne Trends. Damals war das dieser eine dicke Style. Heute ist Style genauso da, aber eher viele einzelne und oft durch Kurzlebigkeit geprägt. Ich würde sagen, Roots war und ist inhaltsschwer und Dancehall war und ist hochtrabend. Natürlich wird bei den Lyrics, wie auch sonst im Leben, immer nach einer Steigerung gesucht.
Damals gab es eine sehr lebendige Deejay-Kultur. Wünschst du dir manchmal mehr weibliche Konkurrenz in deiner Nische? Oder gibt es da schon welche, die ich nicht kenne?
Es ist eben eine Nische und die 80er sind schon lange her. Deswegen ist der Oldschool Style auch nicht mehr so lebendig wie früher. Ob Konkurrenz männlich oder weiblich ist, spielt erstmal keine Rolle. Es ist die Chemie, die darüber entscheidet, ob das Ding zu einer Kombination oder einer Rivalität wird. Dann gibt es noch diejenigen, die mich weder inspirieren noch herausfordern.
Du hast dein DemoTape tatsächlich auf Kassette veröffentlicht, was heutzutage ja nicht mehr ganz ungewöhnlich ist. Welchen Vorteil hat die Kassette gegenüber anderen Audio-Medien oder ist das der Tatsache geschuldet, dass in den 80ern hauptsächlich Kassetten gehört wurden und du 100% authentisch sein möchtest?
Es ist eine Mischung aus Beidem. Die einfachste Möglichkeit meine Tracks damals aufzunehmen, war es mit einem 8-Spur-Tascam-Tape-Recorder zu machen. Das heisst, ich habe jeden Track auf Kassette aufgenommen. Mit dieser Idee hatte ich Jahtari auf meiner Seite, die mir die Tapes gesponsert und das komplette DemoTape abgemischt haben.
Das war halt alles Oldschool Style und sehr cool. Abgesehen davon wusste ich, dass ein Release in Form einer Kassette heutzutage fresh kommt und für Gesprächsstoff sorgt. Dieser Plan ist voll aufgegangen. Verglichen mit einem ausschließlich digitalen Release ist das außerdem etwas, was du in der Hand halten kannst.
Neun von zwölf Liedern des DemoTapes hast du als One Take aufgenommen, also in einem Stück eingesungen. Wie bereitest du dich darauf vor und wie viele Anläufe brauchst du pro Lied?
Bevor ich einen Tune voice, übe ich, bis ich denke, das ist jetzt das Optimum, das ich rausholen kann. Manchmal leiten mich Jahtari oder Sassafrass an. Am besten ist es, wenn die Stimme eingesungen ist.
Take eins ist die Probespur. Der zweite Take ist dann der Tune, manchmal der dritte Take und zur Sicherheit mache ich noch einen vierten.
Ich musste mich zunächst in dein sächsisch gefärbtes Englisch reinhören, stellte dann aber schnell fest: Ja, das ist einzigartig und hat Wiedererkennungswert. Wie unterscheiden sich die Reaktionen darauf im In- und Ausland?
Der Akzent ist eigentlich egal, solange man verstanden wird. Es ist ja nicht so, dass alle Leute, die sich weltweit auf Englisch verständigen, sauberes Oxford Englisch sprechen. Mein Englisch hat sich geformt durch Schule, Strasse, Africans und Jamaicans. Es ist halt Slang. Jane Bee Slang.
Ich hab neben Deutschland bis jetzt in Dänemark, in den USA und mehrfach in UK gespielt. Ich wurde überall super verstanden und habe zum größten Teil positives Feedback bekommen. Lyrics over accent! Der Rest ist Geschmackssache und auch über Kritiken sollte man zumindest 1x nachdenken.
Du textest ausschließlich Englisch. Gab es mal Versuche, deutsche Texte zu schreiben?
Nope. Never.
Auf Facebook hast du schon das nächste Tape angekündigt. Bleibst du deinem Stil treu oder kommt da was ganz Neues?
Der Style ist halt mein Style. Er entwickelt sich jedoch weiter, wird facettenreicher und ausgefeilter was Stimmlagen betrifft, aber auch die Adaption weiterer Stile wie zum Beispiel Fast Chat oder Waterhouse Style. Ich werde definitiv noch mehr ausprobieren.
Vinyl Release soll auch kommen.
Ja. Haltet Ausschau. USA is weh my first 7inch will come from. A tune from my DemoTape. To be continued.
Bei der Recherche durch all deine Social Media Kanäle bin ich auf ein Instagram-Bild gestoßen. Darauf sind die Datei-Namen verschiedener Riddims von Brigadier JC zu sehen. Der lenkt ja die Geschicke bei Roots Factory. Kommt da eine Kooperation?
Ja. Ich hatte das Glück, dass mich Jah Screechy und Speng Bond bei einer Show mit Roots Factory in Bristol, UK ans Mic gerufen haben. Massive forward und ich wurde nochmal ans Mic gebeten.
Direkt nach der Show kam Brigadier JC zu mir und fragte mich, ob ich ein Dubplate für Roots Factory voice. Ich hab nein gesagt, da ich regulär keine Dubs mache. Ich halte das wie Super Cat es lange tat. Ich sagte ihnen, dass ich gerne einen Tune für sie voicen kann.
Brigadier JC hat mich seitdem im Auge behalten und mir diese Riddims gegeben und mich zu einer Show in London mit African Simba eingeladen. Ein bis zwei dieser Riddims werden sich auf meinem zweiten Tape wiederfinden. To be continued …
Jane Bee / DemoTape Promomix
In der Deejay Schule mit Jane Bee
10 Künstler, die dich inspiriert haben?
- Burning Spear, Sizzla, Bounty Killer, Super Cat, Early B, Nicodemus, Sassafrass, Nitty Gritty, Big L, Shyne
Welches Deejay-Album empfiehlst du als Lehrbuch für angehende Riddim-Reiter?
- Ich würde eher alte Dancehall Tapes empfehlen. Mein Favourit ist Stur Gav 1985 mit Super Cat, Early B, Josie Wales, Frankie Paul, Joe Lickshot, Tenor Saw, Yami Bolo, Admiral Bailey.
3 Tipps, um als Deejay lässig eine Live-Show zu rocken?
- gute Vorbereitung: Riddim check, Lyrics check, eingesungen sein
- cooles Outfit
- Rum ‘n Kush ‘n Attitude
Der ultimative Tipp, lässige Lyrics zu schreiben
- Lyrics würdige Stories erleben
- sofort alles stichpunktartig oder in kurzen Reimen festhalten
- Tune später zu Ende schreiben (meine Magic Hours sind zwischen 4 und 6 Uhr morgens)
- wenn der Flow für Lyrics da ist, nie Pen and Paper weglegen (zur Not geht auch das iPhone)
Jane Bee Special Request
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Jane Bee (Foto: Manja Kendler)
Big and you bad and you big bout yah
Yes Social Dread you a real superstar!
House Of Reggae rules inna german area!
Me tell it to the people if them near or if them far!
X amount a respect & thanks goes out to all crew
you know me love you fe true!
My Teacher Sassafrass – horseman style that a we thing,
all Jahtari fam ya large bout yah man you are topranking!
All Plug Dub Soundsystem you is a heavyweight in a de ring!
My Outernational crew yea you know you are the King!
All my Brixton fam yes we will keep it blazing,
and all my Sisterhood come we keep it bubbling,
we flash it in the dance they say Boom and we say Bimm!
Chin ching ching flalalalala Ling!
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